Weltmeisterschaften 100 km

DIE RHEINPFALZ
  • Ultramarathon: Pia Winkelblech schnellste Deutsche bei WM
Pia Winkelblech auf der 7,5 Kilometer langen WM-Schleife.
Pia Winkelblech auf der 7,5 Kilometer langen WM-Schleife.Foto: schmidt

29. August 2022 – 19:52 Uhr |

145 Männer und 106 Frauen aus 42 Nationen treten bei den Weltmeisterschaften im 100-Kilometer-Straßenlauf in Bernau nahe Berlin an, dazu einige Senioren. Pia Winkelblech vom TSV Kandel wird die WM als beste Deutsche beenden.

Die 46-Jährige hatte sich im April bei den deutschen Meisterschaften über 100 Kilometer für das deutsche WM-Team qualifiziert. Laufwettbewerbe dieser Länge werden gewöhnlich auf einer längeren Runde absolviert, was die Eigenverpflegung der Athleten vereinfacht. Weil der Startschuss am Samstag um 6.30 Uhr vor dem Bauhausdenkmal gegeben wurde, stand Winkelblech um 3 Uhr auf. Sie wollte die gewohnten Abläufe beibehalten und rechtzeitig den Shuttle zum Start erreichen.

Temperatursturz

Nach 38 Grad Celsius am Vortag ging in der Nacht ein heftiges Gewitter nieder. Der Temperatursturz am Morgen führte zu sehr hoher Luftfeuchte und Kreislaufproblemen bei manchen Athleten. „Viele sind in einem Höllentempo angelaufen, das hätte ich niemals durchgehalten“, sagt Winkelblech am Montag danach. Sie pendelte sich bei einer Geschwindigkeit knapp unter 5:00 Minuten pro Kilometer ein, Ausreißer nach oben oder unten gab es kaum. Bis zu 140 Kilometer wöchentlich war sie in der Vorbereitung gelaufen, kombiniert mit Rad- und Krafteinheiten.

Zu laufen waren eine kurze Schleife von 2,5 und dann 13 Schleifen von 7,5 Kilometern. Wie bei ihren zwei „Hundertern“ vorher bekam sie ab Kilometer 70 Magenprobleme. Sie konnte eine Runde lang nichts zu sich nehmen.

Platzierung stetig besser

Wie sie sich aus diesem Tief befreien? „Ich versuchte mich daran zu erinnern, dass es immer weiter geht, bei den vorherigen Läufen hat es ja auch geklappt. Der Punkt, an dem man aussteigen will, kommt eigentlich in jedem Ultralauf.“ Sei dieser überwunden, könne man auch wieder seinen gewohnten Rhythmus finden.

Nach 80 Kilometern wurde zwar die Geschwindigkeit etwas langsamer; die Platzierung sollte sich aber weiter stetig verbessern. Nach der Rennhälfte auf Rang 69 in der Frauenwertung liegend, steigerte sie sich bis ins Ziel auf Rang 51. Sie erreichte es nach 8:38:44 Stunden als beste deutsche Läuferin. Erfolgreich schnitt sie auch bei der parallel gewerteten Senioren-WM ab: siebter Platz in ihrer Altersklasse W45. Weniger erfolgreich war die deutsche Frauen-Nationalmannschaft: Rang 15 der 21 konkurrierenden Nationen.

800 Extra-Meter

„Ich wäre gerne etwas schneller gelaufen, die äußeren Bedingungen waren leider extrem schwer“, sagte Winkelblech. Während des Laufs stellte sich heraus, dass der Pylon, der den Wendepunkt markierte, an falscher Stelle stand. Eine kurzfristige Nachvermessung sorgte dafür, dass nach dem geplanten Ziel noch mal 800 Meter gelaufen werden mussten. Winkelblech: „Ich zähle für mich immer, wie oft ich noch über den Strich muss. Diese Taktik war dann am Ende leider hinfällig.“ Ihre persönliche Bestzeit verfehlte sie um knapp eine Minute.

Der Japaner Haruki Okayama lief nach 6:12:09 Stunden als Weltmeister ins Ziel. Schnellste Frau war die Französin Floriane Hot in 7:04:03 Stunden. Pia Winkelblech nimmt sich nun eine kurze Pause. Ende Oktober will sie den Frankfurt-Marathon laufen. Danach sollen sich die Wettkämpfe wieder mehr im bergigen Gelände bewegen.