Offenbacher Suppenschüssel Crosslauf

von Markus Heidl 

Im letzten Pro & Kontra habe ich beschrieben, was einen guten Crosslauf ausmacht: die gute Mischung verschiedener Untergründe, giftiger Anstiege, spitzer Richtungswechsel und allerlei sonstiger Finessen, die lokal gegeben sind. Beim Crosslauf soll es nicht langweilig werden! Im Grunde war das eine Definition des Suppenschüsselcross im Offenbacher Leonhard-Eißnert-Park.

 Denn dort, am Bieberer Berg, unweit des Fußballstadions und der S-Bahn, stadtauswärts in Richtung Bieber gelegen, sind die Gegebenheiten für eine spaßige Crosslauf-Veranstaltung perfekt. Das dachte sich vor mittlerweile 14 Jahren auch der Offenbacher Leichtathletik Club und benannte den Lauf nach der Suppenschüssel, einer Mulde, die sich bei Schnee ideal zum Schlittenfahren eignet. Einmal im Jahr wird sie mit rot-weißem Flatterband geschmückt und die Läuferinnen und Läufer so oft hindurchgeschickt – pro Runde mehrmals die Seiten mit Spitzkehren hinauf und hinab – bis auch der oder dem Letzten der Zahn gezogen ist.
Die „festlich geschmückte“ Suppenschüssel
 Nichtsdestotrotz bleibt der Offenbacher Crosslauf unterschätzt. Zwar kamen mitunter sogar die deutschen Crosslaufmeister aus Wenden, wirklich große Felder gab es allerdings nie. Doch darum geht es auch gar nicht: die Veranstaltung ist das „Hobby“ neben dem großen Mainuferlauf im Oktober. Der Crosslauf soll einfach Spaß machen. So wie das Laufen auch.

Vom Sprint bis zur Langstrecke

Traditionell kann man beim Suppenschüsselcross die sogenannte Cross-Flat buchen. Damit kann man in der Flatrate sämtliche Läufe absolvieren. Um die volle Anzahl von Suppenschüsselanstiegen und Strohballenüberquerungen durchzuziehen, müssen die Oberschenkel und Waden allerdings stark sein. Die meisten wählen nur einen Lauf, eventuell in Kombination mit dem Sprint.

Cross-Flat Abonnent Florian KaltenbachDuell auf der Mittelstrecke: Luca von Seydlitz-Kurzbach und Eric Jäger (171)Schnellster auf der Mittelstrecke: Fynn Becker

Dieser steht als erstes auf der Agenda. Über ca. 800 Meter wird die Suppenschüssel in der verkürzten Runde in gerader Linie durchsprintet.

 Schnellster Läufer war in diesem Jahr Luca von Seydlitz-Kurzbach. Der Mittelstreckler des TV Neu-Isenburg brauchte nur 2:42 Minuten. Ihm folgte Lars Strohbach (Eintracht Frankfurt Triathlon, 2’54), bevor mit Katharina Künnemann (Spiridon Frankfurt, 3’11) bereits die erste Frau folgte. Florian Kaltenbach (Spiridon Frankfurt, 3’14), seit jeher die Cross-Flat abonnierend, komplettierte bei seinem ersten Lauf das Podest der Männer. Bei den Frauen folgten Pia Winkelblech (3’41) und Christine Fleischer (3’51, beide TSV Kandel).
Duell auf der Mittelstrecke: Veronika Ulrich und Clara Hanisch (161)Jenny Müller beim Überqueren eines der Strohballen-HindernisseChristof Konschak (1. M60) auf der Mittelstrecke

Zunehmend taktischer wurde es dann auf den längeren Strecken. Für die Mittelstrecke über ca. 4.000 Meter wurden bereits drei lange Runden gelaufen. Während sich Fynn Becker vom SSC Hanau-Rodenbach schnell einen Vorsprung herauslief und diesen in der Folge ausbaute, lieferten sich Sprint-Sieger Luca von Seydlitz-Kurzbach und Eric Jäger (Eintracht Frankfurt Triathlon) lange Zeit ein packendes Duell. Schließlich wurden für Fynn 14’04 gestoppt, kurz darauf entschied Luca das Sprintduell mit Eric um eine Sekunde für sich (14’16).

Auch bei den Frauen blieb es lange Zeit spannend. Veronika Ulrich (TV 1861 Neu-Isenburg) und Clara Hanisch (Spiridon Frankfurt) liefen zu Beginn des Rennens dichtauf, bis sich schließlich Veronika trotz langer Frühschicht und bereits 25.000 gelaufener Schritte absetzen konnte. Sie gewann den Lauf nach 17’16 mit sechs Sekunden Vorsprung auf Clara. Rang drei sicherte sich Pia Winkelblech in ihrem zweiten Einsatz des Tages (17’45).

Start der Langstrecke

Schon war es Zeit für die Langstrecke über sechs Runden und ca. 8.000 Meter und damit das letzte Rennen des diesjährigen Suppenschüsselcrosslaufs. Bei den Männern bildete sich zunächst eine größere Spitzengruppe, aus der sich Julien Andrieu (A2M Metz) und Tim Schrader (Spiridon Frankfurt) mit einer schnellen zweiten Runde absetzten. Julien nutzte dann seine Vorteile auf den Flachpassagen, um sich von Tim nach und nach abzusetzen. Er siegte schließlich nach 28’38. Tim lief nach 29’18 auf den zweiten Platz. Nach einer guten Renneinteilung holte sich Sebastian Bienert (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain, 29’37) den dritten Podestplatz.

Julien Andrieu ist schnellster LangstrecklerTim Schrader wird ZweiterIrina Haub siegt bei den Frauen

Bei den Frauen ging kein Weg an Irina Haub vorbei, die über das winterlich vereiste Geläuf zu fliegen schien. Die Läuferin von Spiridon Frankfurt siegte schließlich mit großem Vorsprung und einer Zeit von 32’14. Ihre Vereinskollegin Hanna Rühl nutzte das Heimspiel, um Wettkampfluft zu schnuppern und folgte nach 33’49 vor der erneut startenden Pia Winkelblech (37’08).

Und während im Vereinsheim bereits Kaffee und Kuchen genossen und bei der Siegerehrung die Schnellsten des Tages beklatscht wurden, wurde die Suppenschüssel sowie der restliche Leonhard-Eißnert-Park wieder abgeschmückt. Kurz und knapp, top organisiert und abwechslungsreich, die Definition eines schönen Laufs: Der Suppenschüsselcross war wie in jedem Jahr unübertroffenbach.