Rheinzabern Winterlaufserie – 3. Lauf über 20 km

12.2.23 – 39. Rheinzaberner Winterlaufserie – 3. Lauf 20 km Ludwigsburger Duo Lauer/Großkopf deklassiert restliche Spitzenläufer Schnellste Zeit auf allen drei Rheinzaberner Zwanziger Strecken Eine „Bergwertung“ wäre nun durchaus möglich
von Günter Krehl 
Als ich am 9. Februar 2020 meinen ersten Rheinzabern Bericht schrieb, hätte ich nicht in den kühnsten Träumen gedacht, dass die Welt bei der nächsten Austragung der beliebten Winterlaufserie eine andere sein würde. Es war bezeichnenderweise auch der Todestag von Werner Roth gewesen, dem Mentor der Leichtathletikabteilung des Turnvereins. Damals ging es erstmalig durch die weitläufigen Spargelfelder und Sturmtief Sabine wurde zum Vorboten einer auch für die Laufszene dunklen Zeit.
Finallauf bei der 39. Rheinzaberner Winterlaufserie über 20 km

Nach 3 Jahren Pandemie gab es im Dezember endlich den langersehnten Wiedereinstieg auf der offiziell vermessenen alten Zehnerstrecke. Beim Fünfzehner klagten viele Teilnehmer über die nun wesentlich windanfälligere Zusatzrunde östlich von Hatzenbühl. Was den einen Leid ist den anderen Freud.

Die Strecke ist nun einfach abwechslungsreicher, wenn auch nicht mehr offiziell vermessen. Das bezieht sich auch auf die nun neu gestaltete Zwanzigerrunde. Statt 9 sind nur noch 4 Unterführungen zu bewältigen und es gibt nur noch einen Wendepunkt. Trotzdem dürfte die Strecke mit 200 Metern unbefestigtem aber sehr gut zu belaufendem Untergrund, mit der einen oder anderen Ecke mehr und einer doch merklichen Steigung keineswegs schneller als das „Urgestein“ sein.

Dass der Streckenrekord des legendären Thomas Greger (1:02:05) aus dem Jahre 1994 fallen könnte, dachte auch in den Reihen der Veranstalter wohl niemand in den kühnsten Träumen. Eigentlich wurde er ja nicht gebrochen, es wurde nur die schnellste jemals in Rheinzabern über 20 Kilometer gelaufene Zeit. Sollte die Runde in Zukunft so Bestand haben, müsste einfach auch bei den Frauen eine neue Liste angelegt werden.

Kurt Lauer (3071) und Julian Großkopf vom LAZ Ludwigsburg führen das 20 km Rennen anDie schnellsten 4 in der Serienwertung folgen mit Maximilian Walter (418) auf Rang 3, Jochen Uhrig (3117) auf Rang 4, Julian Beuchert (gelbes Trikot) auf Rang 6 und Dustin Uhlig (402) auf Rang 5

„Da kommen die ersten“, wurde kurz vor Kilometer 4 gerufen. Eine halbe Minute zu früh, kaum konnte ich den Fotoapparat aus dem Rucksack holen. Zwei schwarze Trikots huschten hinter dem Führungsradfahrer vorüber. Erst später wurde mir bewusst, dass es Kurt Lauer und Julian Großkopf von dem LAZ Ludwigsburg waren. Lauer, Jahrgang 2003, ist fünffacher Deutscher Jugendmeister und im Perspektivkader Hindernis (8:51,70 Bestzeit). Seine 1:01:30 sind wesentlich höher einzuschätzen als die Zehnerbestzeit (30:28) auf der schnellen Berliner Strecke. In dieser Form könnte eine Halbmarathonpremiere im Bereich 1:04 durchaus möglich sein.

Ein bisschen stolz bin ich, dass Kurt Lauer vor knapp 5 Jahren bei meinem eigenen kleinen Läuferabend über 2.000 m (6:20,9) siegreich am Start gewesen war. Damals hätte ich nicht geglaubt, dass er schon in der gleichen Saison seinen ersten DM Titel (U16) über 3.000 m holen könnte.

Mindestens bis Kilometer 18 lag Teamkollege Julian Großkopf, Jahrgang 2000, gleichauf. Erst am Ende musste er sich in 1:01:41 knapp geschlagen geben. Großkopf hat bereits 29:50,14 auf der Bahn und 1:05:43 bei der Halbmarathon DM in Ulm vorzuweisen. Für den VfL Waiblingen ist er in der Liga als Triathlet unterwegs und wurde 2021 Europameister (M20-24) auf der Mitteldistanz.

In der M60 ist Martin Rapp (310) sowohl über 20km als auch in der Serie vornFür Robert Schulze (360) gilt das ebenso in der M65Nicole Schwindt gewinnt die W65 im 20 km Rennen
 Mit deutlichem Abstand folgten die „Stars der beiden ersten Läufe“. Ihre exzellenten Spitzenzeiten werden durch die beiden Überflieger in keinster Weise geschmälert. Maximilian Walter (TV Schriesheim) sicherte sich mit Rang drei in 1:03:25 auch den Seriensieg (2:22:40). Nur 11 Sekunden dahinter folgte Jochen Uhrig (TSG Weinheim/1. M40), der mit 2:24:12 auch Vierter der Serie wurde. Platz fünf und sechs gingen an Dustin Uhlig (TSG Heilbronn/1:03:42/3. Serie/2:23:55) und Julian Beuchert (LAZ Mosbach/Elztal/1:03:42/2. Serie/2:23:05/1. M30).

Selten gab es bei der Endwertung so knappe Abstände, zwischen Rang eins und sechs (Jonas Lehmann/1:04:09) lagen keine 3 Minuten. Überhaupt ist das Niveau in Rheinzabern herausragend. 24 Läufer unter 70 Minuten bedeuten fast das Level der Glanzzeiten in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts, mit den Spitzenzeiten wurden die alten Resultate sogar übertroffen.

Amelie Svenson (1349) und Isabel Leibfried (3072) bestimmen das Rennen der FrauenEmma Simpson Dore katapultierte sich in der Serie auf Rang zwei nach vornDie heutige viertplatzierte Verena Bröstl holt sich Rang 3 in der Serie

Auch bei den Frauen gab es ein überlegenes Duo. Allerdings liefen Amelie Svenson (LG Region Karlsruhe) und Isabel Leibfried (TSG 1845 Heilbronn/1. W30) anfangs in einer etwa 12köpfigen Gruppe, die sehr lange beieinander blieb. Die beiden Frauen versteckten sich keineswegs hinter den Männer, leisteten meist sogar Führungsarbeit und hatten zwei Kilometer vor dem Ziel nur noch drei männliche Begleiter im Schlepptau. Amelie Svensson war schon über 10 (mit persönlicher Bestzeit von 35:02) und 15 Kilometer Zweite hinter Sophia Kaiser gewesen, diesmal siegte sie in 1:14:15. Isabel Leibfried folgte mit knappem Rückstand von 6 Sekunden. Die Karlsruherin hat auch die schwedische Staatsbürgerschaft und war für dieses Land schon international in ihrer Spezialdisziplin Hindernislauf (9:52) am Start gewesen. Mit 2:44:26 gewann sie überlegen mit mehr als 13 Minuten Vorsprung die Serienwertung. Isabel Leibfried war immerhin 2018 in Düsseldorf und 2021 in München Deutsche Vizemeisterin im Marathon, ihre Bestzeit liegt bei 2:39:35.

Die folgenden Läuferinnen machten gegenüber den Auftaktrennen alle enorm an Boden gut. Emma Simpson Dore (LG Region Karlsruhe/1:19:13) katapultierte sich in der Serie mit 2:57:40 auf Rang zwei nach vorn. Noch stärker konnte sich Verena Bröstl (TSG Heidelberg/1:20:55/3. Serie/3:05:42) verbessern. Ihre Teamkameradin Nike Simon belegte mit 1:21:45 Platz fünf. Talianna Schmidt als Sechste (Laufteam Rennwerk/1:23:56/1. W40) wurde 4. Seriensiegerin (3:07:59).

Die heutige sechstplatzierte Talianna Schmidt liegt in der Serienwerung auf Rang 1 in der W40Christine Holdermann siegt in der W55 (20km+Serie)Die sehbehinderte Michaela Kummer brach sich vor einer Woche die Hand, wollte aber die Serie nicht platzen lassen. Hier wird sie von Volker Held auf Rang 3 in der W55 geführt, den Platz hält sie auch in der Serienwertung inne

In der Serienwertung der Männer hatte die LG Region Karlsruhe (7:31:09) unter 17 Mannschaften klar die Nase vorn vor der TSG Heidelberg (7:47:12) und der TSG Maxdorf (8:00:58). Nur 5 Teams kamen bei den Frauen in die Endabrechnung. Der TV Bretten (10:16:30) lag überaus deutlich vor dem TSV Kandel (12:05:07) und der ASG Tria Hockenheim (13:01:35).

Bei den Senioren gab es folgend weitere Klassensieger: Die M35 ging an Benny Dürr (TV Bretten/1:11:35) und die M45 wurde von Patrick Longhin (SF Forchheim/1:12:50) gewonnen. In der M50 siegte Christoph Hakenes (LSG Karlsruhe/1:11:39). Matthias Koch (LAV Stadtwerke Tübingen/1:15:05) konnte am Ende den lange vor ihm liegenden LaufReporter Marcus Imbsweiler (TSG Heidelberg/1:15:25) in der M55 auf Rang zwei verweisen. Auch die M60 ging an Tübingen, Martin Rapp lief 1:16:25. Mit großem Vorsprung gewann Robert Schulze (1:23:37) aus Hohenhaslach die M65. Ebenso deutlich lag Peter Zeisberger (TSV Sparwiesen/1:30:50) in der ältesten gewerteten Gruppe M70 vorn. Auffallend ist, dass hier nur 7 Läufer am Start waren und die noch älteren Klassen nicht mehr besetzt wurden.

Der heutige Drittplatzierte in der M45 Matthias Wagner gewinnt die Serienwertung in dieser AKChristoph Hakenes (weißes Trikot) siegt sowohl heute als auch in der Serie in der M50Matthias Koch gewinnt die M55 im 20km Rennen knapp vor…… Marcus Imbsweiler, der in der M55-Serienwertung an erster Stelle liegt

Ein ähnliches Bild ergab sich erwartungsgemäß bei den Frauen. Angelika Heinz (memler.de/2:09:05) war die Schnellste der drei W70-erinnen. In der W65 war wieder einmal die vielfache Württembergische Seniorenrekordlerin Nicole Schwindt (LAV Tübingen/1:32:01) überragend als 28. von 172 Damen. Derzeit ist sie permanent die Nummer eins in der Familie, obwohl Ehemann Alfred Gross mit 1:36:26 immerhin 2. der M70 wurde. Christiane Gamberg (TV Scherzheim/1:39:57) lag in der W60 hauchdünn vor Kathrin Zelßmann (TSV Kuppingen/1:40:13). In der W55 konnte sich Christine Holdermann (SG Stern Gaggenau/1:34:39) im letzten Lauf noch deutlich absetzen, dahinter lagen Ellen Meyer-Rogge (Skin-Racing Team/1:37:10) und Michaela Kummer (LG Calw/1:37:11) fast gleichauf. Die stark sehbehinderte Calwerin stürzte vor einer Woche beim Training und brach sich die rechte Hand. Sie wollte aber unbedingt die Serie nicht platzen lassen. Begleitläufer Volker Held musste sie ungewohnt auf der linken Seite führen und meisterte auch diese Herausforderung mit Bravour.

Pia Winkelblech: W45 SeriensiegerinAndrea Pascher (296): W50 SeriensiegerinKatrin Zelßmann: W60 Seriensiegerin

Christiane Wax vom SV Oberkollbach gewann die W50 in 1:29:51, während die erfolgreiche Ultraläuferin Pia Winkelblech (TSV Kandel/1:25:11) als Siegerin der W45 ihre Grundschnelligkeit unter Beweis stellen konnte. Sicher profitierte sie davon, dass Simone Raatz ihre Darmstädter Clubkameradin Anke Werner in 1:27:11 über den Kurs begleitete. 3 Sekunden mehr als Winkelblech benötigte die Schnellste der W35, Luise Dobmeier (TSV Rot).

Freudestrahlend erreichte Stefan Grieb (Kinderklink Schömberg) als 428. von insgesamt 594 Teilnehmern und als 14. M65 in 1:47:05 das Ziel. Diese an und für sich nicht herausragende Leistung gewinnt deshalb an Bedeutung, weil der Ernährungsberater und Personal Coach am 21. November 2021 bei einem unverschuldeten Radunfall einen Halswirbelbruch erlitten hat. Er kämpfte sich mit großer Willenskraft zurück ins Leben und hat für sich folgende Ziele gesetzt: 2024 Marathon laufen und mit dem Rad die Höhe des Everest zu bezwingen. Parallel möchte er als Behinderter für die Kinderklinik Schömberg bis dahin 50.000 Euro für schwerstgeschädigte Kinder und Jugendliche sammeln. Wer ihn unterstützen möchte findet alle Infos auf seiner Homepage www.stefan-grieb.de.

Silvia Gottermeier vom Marathon-Team Ketsch gewinnt die Serienwertung in der W65Stefan Grieb: Kämpft erfolgreich gegen die eigene Behinderung und läuft für behinderte KinderHolger Gravius: Comeback nach 3 Jahrzehnten. 1990: 1:07:07 – 2023: 1:22:34

Ein Comeback der besonderen Art feierte Holger Gravius. 1990 lief er die Serie in 32:41/48:28/1:07:07. Nach jahrzehntelanger Laufpause fand der Bäckermeister aus dem pfälzischen Rodalben seine „Jugendliebe“ wieder. Mit Unterstützung seines „Mentors“ Herbert Rollwa, der selbst schon mit der Meistermannschaft des VfL Ostelsheim Seniorengold bei den Deutschen Crossmeisterschaften geholt hatte, wagte Gravius ein Comeback. Erstmals im gelben Trikot des VfL Ostelsheim war er mit 1:22:54 (5. M55) durchaus zufrieden. Am 26. März gibt er in Freiburg über Halbmarathon seinen Meisterschaftseinstand.

Ein wie immer grandioses Kuchenbüffet, Resultate unverzüglich online und als Aushang, eine gelungene zügige Siegerehrung, also alles was eine perfekte Veranstaltung ausmacht, konnten die zahlreich verbliebenen Sportler in der schönen Sporthalle erleben. Wie viel Arbeit in der Organisation nötig ist kann man nur erahnen. Mehr noch als bei der alten Strecke mussten Absperrungen an den Einmündungen angebracht werden. Die zahlreichen Helfer des TV Rheinzabern wurden vom benachbarten TV Herxheim unterstützt. Beim dortigen Zehner im August werden sich die Römerstädter dann auch hilfreich erweisen.

Bleibt zu hoffen, dass Daniel Hochmuth und sein großartiges Team weiterhin mit so viel Begeisterung und Können die Serie am Laufen halten, Fans haben sie auf jeden Fall und das nicht nur in der schönen Pfalz.

Günter KrehlBericht von Günter Krehl
Fotos von Ekkehard Gübel & Günter Krehl
Ekkehard Gübel
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Ergebnisse my.raceresult.com Info www.tv-rheinzabern.de
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