Der Bienwaldmarathon

DIE RHEINPFALZ

Rekordrennen im Bienwald

Km 7 zusammen mit den Halbmarathonläufern

Thomas Cattarius 13. März 2022 – 21:53 Uhr | -Rheinpfalz

Nach 2016 gibt es neue Bestmarken beim Halbmarathon in Kandel. Simon Stützel verbessert seine eigene Marke, der Münchnerin Thea Heim kann bei ihrer Premiere in der Südpfalz keine andere folgen. Einer läuft eine persönliche Bestzeit, obwohl er einen Doppelbabyjogger mit zwei kleinen Kindern schiebt. Reicht das fürs Guinness-Buch?

Der Triumphator

Hat es für einen neuen Streckenrekord gereicht? 1:05:14 Stunden wird für Simon Stützel notiert. Exakt die Zeit, die er bei seinem Sieg 2016 gelaufen ist. Minuten später wird korrigiert: 1:05:08. So schnell war in 44 Jahren Halbmarathon noch keiner in Kandel. Der 35-Jährige Karlsruher hatte nicht damit gerechnet: „Ich habe zwei, drei Gänge zurückgeschaltet“, erzählt er. „Ich habe es lang genug gemacht. 2020 habe ich mich für die WM in Polen qualifiziert. Genau in der Woche davor bin ich krank geworden. Das ist zu viel Aufwand für das, was herauskommt.“

Stützel läuft immer noch fast jeden Tag. Den Rekord führt er, der Sportstipendien vermittelt (Scholar Book heißt das Unternehmen mit laut Stützel mittlerweile 70 Mitarbeitern), aufs Schuhwerk zurück: „Mit den neuen Carbonschuhen ist das einfacher. Das macht eine Minute aus. Du rennst wie auf einem kleinen Trampolin.“

Da Alexander Hirschhäuser wegen muskulärer Probleme zu Hause bleibt, tut sich Stützel mit dem Tübinger Lorenz Baum zusammen, er will diesem zu einer neuen Bestmarke verhelfen. Es gelingt. Der 31-jährige Projektplaner bei den Stadtwerken Reutlingen erreicht exakt in der alten Rekordzeit 1:05:14 Stunden das Ziel. Er steigert sich um über eine Minute. Er erkannte Kandel wieder: „Es hat mich überrascht, dass es schon zehn Jahre her ist.“ 2012 nahm er an den deutschen Junioren-Meisterschaften auf der Bahn in Kandel teil.

Die Dominante

„Maßarbeit. Besser knapp geschafft, als knapp verpasst“, sagt Thea Heim nach ihrem Rekordlauf in 1:14:23 Stunden. 1:14:28 waren zu schlagen. Sie habe Lust gehabt, mal wieder einen richtigen Wettkampf mit Anreise anzugehen, sagt die 29-Jährige aus München: „Das hat doch gefehlt in den vergangenen zwei Jahren.“ Sie guckte sich Männer aus, die ihr Vorgabetempo hatten, versuchte dranzubleiben, nicht zu viel zu arbeiten. „Natürlich läuft man dann gegen die Uhr.“ Bis Kilometer 15 sei es wie ein Uhrwerk gewesen, dann sei es hart geworden.

„Sie hatte immer ein, zwei Leute, mit denen sie mitrollen konnte“, sagt ihr Trainer Norman Feiler, der sie radelnd begleitete, dem Hotspots aufgefallen sind, wo Zuschauer applaudierten. Dynamisch, aggressiv sei Heim gelaufen – bis er merkte, dass ihre Lockerheit nicht mehr da ist. Auf den letzten drei Kilometern legte Heim noch mal zu, im Stadionbereich legte sie los. Den letzten Kilometer lief die Athletin, die sich schon auf Marathon vorbereitet, in 3:20 Minuten. Wenn es nach Feiler geht, sind sie nächstes Jahr wieder da. Weil Heim viele Follower auf Instagram hat, bediente er auch dieses Netzwerk, unter anderem mit einem Foto von ihr mit Teamkollegin Ricarda Gerlach (4.) und Sara Stark (6.).

Der Scheiternde

Christian Flügel hat es nicht ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Er lief den Halbmarathon in 1:15:42 Stunden – mit einem Doppelbabyjogger. 17, 18 Kilo wiegt das Teil, dazu kommen seine Buben, ein und drei Jahre alt, die er schob. Ist das nicht sehr schwierig? „Ich war in Elternzeit. Das ist wie mit dem Fahrrad“, sagt der 38-Jährige aus Germersheim. Er sei auf Rekordkurs gewesen bis Kilometer 15, 16, dann habe er Magenkrämpfe und Luftprobleme bekommen. Er habe nie richtig auf Halbmarathon trainiert, sagt Flügel. 1:15:42 sei seine Bestzeit. Über den Giunness-Rekord gibt es unterschiedliche Angaben: von 1:10:42 bis 1:14:30 Stunden.

Die Zufriedene

„Bestzeit war alles, was ich wollte“, sagt die Lokalmatadorin Pia Winkelblech, nachdem sie den Marathon als fünftschnellste Frau in 3:10:20 Stunden absolviert hat. 2014 war sie eine 3:14er-Zeit gelaufen. Die 46-Jährige: „Mein Motto war immer, älter werden und nicht langsamer. Es geht auch schneller.“