„Heidelberg ist einfach top“

Mitfavoritin Pia Winkelblech schwärmte vom Vorbereitungslauf

Von Christoph Ziemer

Heidelberg. Pia Winkelblech hat gute Laune. Der Schweiß rinnt ihr die Stirn herunter, aber trotz der über acht Kilometer durch das Felsenmeer sieht die Ausdauer-Athletin nicht wirklich erschöpft aus. Für den Vorbereitungslauf auf den Gelita Trail-Marathon am 4. Oktober ist die 44-Jährige eigens aus dem pfälzischen Kandel angereist. In zwei Trainingsgruppen bereiten sich die 37 Athleten auf den Marathon vor, im Ziel erfrischen sich die Sportler mit Wasser, Elektrolyten, Energy-Drinks, Bananen und Brezeln. Die Stimmung ist bestens.

„Das Felsenmeer gefällt mir unheimlich gut“, sagt Pia Winkelblech. „Das war eine gelungene Generalprobe. Ich fühle mich gut vorbereitet. Heidelberg ist einfach top, hier kannst du alles am Stück durchlaufen. Nicht so wie in den Alpen. Ich mag hier den Mix aus Waldwegen, Asphalt und Trail.“ Wie fast alle Athleten konnte sie seit März keinen echten Wettkampf mehr bestreiten, umso mehr fiebert die Vorjahres-Zweite des Trail-Marathons nun wieder einer Laufveranstaltung entgegen. Keine zwei Stunden dauerte es, bis alle 500 Startplätze für die achte Auflage des Ausdauerkampfs vergriffen waren. Regelrecht ausgehungert nach Wettkämpfen seien die Athleten, berichtet Jonas Schmitt vom Veranstalter M3: „So schnell waren die Anmeldungen noch nie vergeben.“

Hinter der Agentur liegen harte Monate. Die Absage des Dämmer-Marathons in Mannheim hat sie getroffen, nun soll wenigstens der Trail-Marathon stattfinden. Die Organisatoren von Sportereignissen kämpfen derzeit alle mit denselben Problemen: Planungssicherheit ist durch das dynamische Infektionsgeschehen nicht vorhanden, bereits fest geplante Veranstaltungen müssen oft in letzter Sekunde abgesagt werden.

Wie viele der Ausrüster, Tribünen- und Zeltebauer die Krise überleben werden, ist ungewiss. Das Hygiene-Konzept wurde für den Lauf in Heidelberg bereits mehrmals angepasst. Zuschauer werden nicht erlaubt sein. „Die Läufer sind aber gerne bereit, diese Einschränkungen in Kauf zu nehmen“, weiß Schmitt. „Wir tun wirklich alles, um diese Veranstaltung möglich zu machen.“

Nachmeldungen sind diesmal nicht möglich. Über Facebook können sich die Läufer aber intern austauschen, falls jemand in letzter Sekunde absagen sollte. Wahrscheinlich ist das nicht, denn der Gelita Trail-Marathon ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der einzige Trail, der in der Region überhaupt stattfinden wird. Topläufer wie Pierre-Emmanuel Alexandre und Nikki Johnstone haben bereits gemeldet, bei den Frauen gilt Pia Winkelblech als Favoritin. Die zweifache deutsche Meisterin im Trail-Running hofft nun, dass der Lauf stattfinden kann: „Ich bin optimistisch, hoffe einfach das Beste.“

Ganz einfach ist es ihr nicht gefallen, ihre Form aufrechtzuerhalten. Durch die vielen abgesagten Veranstaltungen hat Winkelblech auch ihr Trainingsprogramm umgestellt. Anstelle der endlosen Dauerläufe hat die Athletin seit kurzem auch Klettern, Radfahren und Schwimmen eingebaut. Überhaupt habe sie auch etwas Positives aus der Corona-Pause ziehen können, sagt sie: „Die letzten zwei Jahre waren sehr intensiv, eine Auszeit hatte ich mir ohnehin vorgenommen.“

Bei dem Vorbereitungslauf geht es international zu. Veronica Gutierrez Isla lebt seit drei Jahren in Heidelberg. Die topfitte Spanierin aus Malaga liebt lange Trails, hat aber ein Problem: Diesmal wird es wohl nichts mit dem Teilnahmeplatz beim Hauptlauf. „Ich hoffe trotzdem, dass es doch noch irgendwie klappt“, wünscht sich die 25-jährige Konferenz-Dolmetscherin. Vor allem die Technik-Tipps, die man hier erhalte, könne man sehr gut für den Lauf gebrauchen, findet sie. Rodrigo Salas ist ebenfalls mit dabei. Optisch erinnert der Chilene an Diego Maradona, doch der 49-Jährige ist erheblich austrainierter. Drei Vorbereitungsläufe hat der frühere Basketballer bereits hinter sich. Salas wird zum fünften Mal beim Himmelsleiter-Trail starten, für den noch einige Startplätze vorhanden sind: „Mit einer Zeit von einer Stunde wäre ich zufrieden. Letztes Jahr waren es 72 Minuten.“

Gerade bergab könne man mit der richtigen Technik unheimlich viel Zeit gutmachen, weiß Technik-Trainer Stefan Teichert. Gemeinsam mit seiner Lisa gibt er den Läufern am Samstag wertvolle Tipps: „Ich habe schon Läufer erlebt, die auf der Himmelsleiter oben souverän geführt und trotzdem noch den Sieg verspielt haben.“

Noch fünf Wochen bleiben bis zur großen Show. Natürlich könne es passieren, dass sich bei steigenden Infektionszahlen in Heidelberg doch noch etwas ändere, sagt Veranstalter Dr. Christian Herbert: „Was außerhalb der Strecke passiert, können wir nicht beeinflussen. Wir bleiben aber optimistisch.“

Infowww.trailmarathon-heidelberg.de