Vertical K und Transvulcania Ultra- Die größte Barmherzigkeit ist die Unfähigkeit es sich vorzustellen

TRV- ein für mich etwas beängstigendes Projekt. Findet der Lauf doch in südlichen Gefilden statt, was eigentlich gar nicht meinen klimatischen Präferenzen entspricht.  Kein Schnee, kein Regen, kein kaltes Wasser… 🙂

Am Donnerstag gab es erstmal den Vertical K zum eingewöhnen. Wie immer etwas planlos was Höhe und Distanz angeht bin ich während der ganzen Zeit von 1.000 Höhenmetern ausgegangen. Gibt der Name ja auch irgendwie her. Tatsächlich waren es 1.200 Höhenmeter auf 7,6 km. Stand dann doch tatsächlich in der Ausschreibung, aber mein Kopf macht es mir gerne etwas leichter.

Der Start war um 17 Uhr und alle 30 sec. wurde ein Läufer auf die enge Strecke geschickt. Ca. 200 Starter kämpften sich den schmalen Pfad in Richtung El Time hoch. Sortiert waren wir nach Nachnamen absteigend – somit durfte ich schon als fünfte und erste Frau starten. Die Strecke ging fast ausschließlich bergauf und es lief überraschend gut. Nach 1:16 war ich im Ziel und meine Befürchtungen dass ich permanent überholt werden würde von den nachfolgenden Startern hat sich nicht bestätigt. Und ich kam als erste Frau ins Ziel, aber nur weil ich als erste gestartet war. 🙂 Mit dem Ergebnis von Platz 19 unter all den Topathleten bin ich mehr als zufrieden!

Samstag kam dann das Großprojekt: der Ultramarathon über 75 km und ca. 4.500 Höhenmetern. Diesmal hatte ich die Ausschreibung gelesen – was es nicht besser macht. Die erste Challenge war wie immer: das frühe Aufstehen. Um 2 Uhr nachts klingelte der Wecker damit die Läufer um 3:30 den Bus zum Startpunkt Salida Faro de Fuencaliente erreichen konnten. Die Fahrt führte über eine Stunde serpentinenartig zum Leuchtturm der Insel. Ich erinnere mich nur noch an Sturm und Dunkelheit. Immerhin war es nicht zu heiß! Ein legendärer Start mit „Highway to Hell“ und Feuerwerk entließ ca. 2.000 Starter ins ungewisse Dunkel. Die Strecke ging stetig nach oben durch anstrengenden Lavasand der uns die Lunge zustaubte. Es war schwer vorwärts zu kommen auf den schmalen Pfaden und das ganze erinnerte zu Anfang noch an einen Wandertag.

In Los Canarios angekommen konnte ich endlich die Gehirnpresse von Stirnlampe abnehmen. Es wurde hell und im Ort selber meinte man bereits im Ziel angekommen zu sein. Die Spanier feuerten uns an und grüßten die Läufer mit allem was ihnen zur Verfügung stand. Faszinierend. Dabei waren wir erst bei km 5 oder so. Es ging weiter bergauf durch nie enden wollenden Sand. Das kostete mehr Kraft als erwartet, dennoch war ich überrascht wie gut ich mich noch fühlte. Schon 1.000 Höhenmeter waren überwunden. Ich lief durch Wolken und Nebel, das Wetter war mir gnädig. Die Strecke ging über Las Deseadas und El Pilar zum Pice de la Nieve.  Als ich auf die Uhr schaute waren es schon über 2.000 Höhenmeter und ich war immer noch überrascht wie leicht es lief. Doch dann kam der VP Pico de la Cruz – ein Gel und mir wurde schlecht. Was war da los? Es ging bei sengender Hitze weiter bergauf. Kotzende Läufer säumten die Strecke.  So viele hatte ich bisher noch nie bei einem Rennen gesehen. Ich konnte es noch (?) halten, aber gut, es waren ja „nur noch“ 35 km zu bewältigen. Die 4 km bis zum VP des  Roque de Los Muchachos zogen sich wie Kaugummi. Er kam einfach nicht näher. Eine etwas längere Paus an diesem VP war erforderlich. Danach ging es dann tatsächlich wieder besser. 4.000 Höhenmeter waren durch und es ging zum langen Downhill.

Ich durchlief dann noch Tazacorte am Meer wo wieder eine Mega Stimmung herrschte. Die Läufer kamen hier auf die Strecke vom Vertical K und schon ganz oben hörte ich eine Kuhglocke. Das konnte doch nur einer sein. Tatsächlich standen dort Kerstin und Dieter Burghaus und feuerten mich noch mal an. Vielen Dank dafür!!! Hier hätte es gerne zu Ende sein können, aber stattdessen mussten die Ultras noch 4 km mit knapp 300 Höhenmetern zum Ziel in Llos Lanos.  Dort war der Empfang allerdings mehr als beeindruckend. Jeder wurde begrüßt als hätte er gewonnen.

Alles in allem war es ein unfassbares Erlebnis. Das war nicht mein letztes Mal.